….und die Zeit rast und rast….momentan habe ich kein gutes Zeitgefühl, man könnte fast sagen, ich hänge fest und empfinde es als eine, hoffentlich vorübergehende, Ausnahme-Phase verursacht durch einen spontanen Unfall….
Ich erzähle einfach mal, was mir passiert ist und wundere dich bitte nicht um die Zeitsprünge… mir kam alles sehr surreal vor und Zeit fühlte sich nicht mehr als greifbar an… es liegen zwischen manchen Absätzen teilweise Wochen, da in dieser Zeit wieder so viel passiert ist. OMG … wenn dieser Blog hier fertig ist, befinde ich mich mitten in der Corona-Phase. Jeder der das miterlebt hat, weiss wovon ich schreibe…. Nun aber viel Spaß beim lesen… 🙂
….Anfang Januar 2020 ist mir was sehr Unschönes passiert. Ein VW Transporter hat mich auf der Strasse übersehen, als ich mit dem Fahrrad unterwegs war und er erfasste mich, als ich die Strasse überqueren wollte. Dummerweise trug ich diesmal keinen Helm. Ich weiss, der Helm schlimmeres verhindern können … nun…hinterher ist man ja bekanntlich immer schlauer 😉
Sind wir froh, dass ich hier sitze und schreiben kann 😉
Ich sah nur noch, wie ich mit meinem Kopf auf die Windschutzscheibe klatschte und dann ging alles total schnell…. Krankenwagen, Polizei, Notaufnahme, CT und dann auf die Station.
Zum Glück war die Hilfe schnell da und der Fahrer hat auch schnell geschaltet und alles in die Wege geleitet.
Da lag ich nun in der Notaufnahme… die Untersuchungen wurden zügig durchgeführt und mein Schädel brummte wie noch nie zuvor. Es war das erste Mal, dass es mich so hart erwischt hat. Unfälle gehören eher nicht zu meinem Alltag 😉
Bis auf ein paar kleine Autounfälle ohne grossartigen Verletzungen, kleine Stürze mit dem Bike, dem Fahrrad oder dem Snowboard und so gut wie keine Stolpergeschichten. Bis zu dem Zeitpunkt ist immer alles gut gegangen.
In dem Moment dachte ich einfach nur : WAS WAR DAS DENN????? WIE KONNTE DAS PASSIEREN?
Laut Arzt hatte ich eine „retrograde“ Amnesie, denn die Minuten vor dem Unfall, sind komplett weg. Ich erinnere mich, dass ich noch einkaufen war und mich auf den Weg Richtung Arbeit machte. Ich fahre immer die gleiche Strecke seit 2 Jahren. Kenne sie sehr gut und bin an den gefährlichen Ecken auch immer sehr achtsam. Ich kann es mir deswegen auch nicht erklären, wie das passieren konnte. Vermutlich dachte ich, der Transporter steht und wartet, bis ich die Strasse überquert habe…. bis es mich auf einmal erwischte. Er hatte mich einfach gar nicht gesehen und fuhr in dem Moment los, als ich direkt vor ihm war. Es ist eine tückische Ecke auf dieser Strecke. Auf dieser Strecke gibt es einige Passagen, an denen ich schon oft stoppen oder ausweichen musste, weil die Autofahrer einfach nicht hinschauen.
Ich passe immer so auf, dass ich komplett überrascht war und mich heute noch frage, was da wirklich vorgefallen ist. Ich kann es beim besten Willen nicht mehr rekonstruieren….
Viele Fragen kamen mir in den Sinn… vor allem das WARUM?
War es ein Wink vom Universum? Vom Leben? Also eins weiss ich gewiss, mein Schutzengel hat perfekte Arbeit geleistet und hat das Schlimmste wohl noch verhindert. Es hätte alles ganz anders ausgehen können. Das wurde mir erst viel später bewusst…
Diagnose : Schädelfraktur , Orbitafraktur mit einer Beule jenseits von gut und böse… zum Glück keine Platzwunde. Ich glaube mein Kopf ist fast aus Stahl 😉 … fast.
Ansonsten hatte/hab ich einen blauen Zeh, der heil geblieben ist. Wie alles andere auch. Ich bin jeden Tag dankbar, dass ich mit einem blauen Auge ( im wahrsten Sinne) ,äh plus blauen Zeh, davon gekommen bin.
Zurück zu dem Zeitpunkt, als ich in der Notaufnahme lag und wartete, dass ich auf die Station gebracht werde. Ich fragte nur, wie es weitergeht und ob ich bitte was gegen die Schmerzen haben könnte, mein Kopf tat so unendlich weh. Die Schwester lag mich an den Tropf und teilte mir mit, dass es im Moment keinen Platz gäbe, ich müßte warten, bis ich abgeholt werde. Ich nickte und schloss erstmal meine Augen.. ich war überfordert und total erschöpft.
Als ich aufwachte schob man mich von einem Gang in den nächsten bis zu einer Station, wo ein Bett für mich frei war. Es war nicht die Station, wo ich eigentlich hinsollte, aber mir war es irgendwie egal. Hatte ja keine Wahl und das Schmerzmittel tat mir gerade sehr gut….
Ich sollte dauerhaft beobachtet werden und hing am EKG ( ein Gerät, welches die Herzfrequenz misst und auswertet) alle 30 min misste das Gerät automatisch meinen Blutdruck und alle 2 Stunden kam ein Pfleger und schaute nach mir und misste wieder meinen Blutdruck.. also schlafen war da fehl am Platz 😀 ich wollte doch einfach nur meine Ruhe, aber in dem Moment war mir absolut nicht bewusst, warum die so eine Beobachtung durchführen. Ich wusste nur, ich habe eine Schädelfraktur mit einer geringen inneren Blutung. Wahrscheinlich war ich so benebelt und noch geschockt ( also nicht 100%ig bei Sinnen), dass mir nicht klar war, dass ich ein Risiko hatte, ins Koma zu fallen… erst ein Bekannter erzählte mir am Tag danach, was es auslösen könnte. Erst dann fiel der Groschen und mir war auf einmal klar, dass es hier haarscharf um mein Leben ging. Das musste ich erstmal verarbeiten und versuchte mich zu beruhigen… Ich wollte einfach nur nach Hause, allerdings mit dem Wissen wusste ich, dass es besser ist in der Klinik zu bleiben, bis ich übern Berg bin.
Kommen wir nun zu meinen Zimmern und meiner ersten Station, eine Station, die sich Schock Unit nennt ( frag mich bis heute, wer auf so eine Idee kommt? ) Es war eine Station, die Schlaganfälle und Herzinfarkte aufnahm und behandelte. Ich kam nur auf diese Station, weil sonst kein Bett frei war. Ich sollte normalerweise auf die Neurochirurgische Station. War mir allerdings echt unwichtig, Hauptsache ich kann endlich zur Ruhe kommen und schlafen, denn durch das ganze Geschehen, war ich einerseits total erschöpft, anderseits sehr geschockt und unruhig, weil es eine unangenehme Situation war.
Ich kam in ein Zimmer, wo ich erstmal alleine lag, am Tropf und an Kabel, sie kontrollierten mich mit einem EKG und einem Dauerpulsmesser. Ich lag unter Beobachtung und alle 30 min misste mir ein Gerät automatisch meinen Blutdruck.
Die Nacht war schlaflos und voller Gedanken, wie es weitergeht… ich war auch damit beschäftigt einfach wissen zu wollen, was nun mit mir passiert und der Drang nach Hause wurde immer größer, egal was die Diagnose ergab… dieses Gefühl in der Klinik und vor allem ausgeliefert zu sein, war für mich unabhängige Yve, der pure Albtraum. Von 150 auf 0 gebremst. Das bedarf an viel Geduld und Verständnis, was in dem Fall nicht meine Stärke war und immer noch schwer ist zu akzeptieren. Da sind sie wieder, diese Herausforderungen des Lebens, die Message vom Universum : ÜBE DICH IN GEDULD …. AKZEPTIERE DIE SITUATION WIE SIE IST.
Ich kann dir gar nicht sagen, was mir alles für Gedanken kamen, an welche Menschen ich gedacht habe in dieser Zeit. Wenn man mal komplett „off“ ist, nicht tun kann ausser ruhen und heilen, denkt man an so viel und setzt sich nicht nur mit sich selbst auseinander.
Man denkt auf einmal an Dinge, aus der Vergangenheit, die man lange verdrängt hat, aber mehr an Situationen und Menschen, die einem viel bedeutet haben, die viele Jahre zurück liegen.
Ich dachte sehr oft an meine Eltern.. sie sind beide schon vor ein paar Jahren von uns gegangen und ich weiss, wie sehr sie sich gesorgt hätten.. das waren sehr emotionale Momente, auch als ich die Formulare ausfüllen musste, in denen man eine Kontaktperson angeben muss. Mir fiel dann auf einmal nur meine Schwester ein, obwohl ich so gut wie keinen Kontakt zu ihr hatte, gab ich ihren Namen an.. Alle anderen wichtigen Menschen, wollte ich nicht in diese Verpflichtung nehmen, falls irgendwas schlimmes passiert wäre.
Da lag ich nun und hatte nur meine Sportsachen im Rucksack und wusste nicht, wie ich mich frisch machen konnte, oder umziehen sollte. Ich hatte immer noch meine Sportsachen an, mit denen ich den Unfall erlitt. Das war mir sehr unangenehm.
Auf einmal schrieb mich eine liebe Bekannte aus dem Fitnessstudio an und ich erzählte ihr, was passiert war. Die Reaktion war total unerwartet.. Sie machte sich sofort auf den Weg zu mir und brachte mir alles, was ich brauchte zum frisch machen.. ich war so positiv überrascht, denn für mich war sie in dem Moment mein Engel und Ersatz-Mama. ( mir kommen heute noch die Tränen, wenn ich darüber nachdenke, denn es hat mich wirklich sehr berührt) So dankbar war ich dann noch, als sie mir was leckeres aus der Cafeteria brachte, denn das Essen in der Klinik war alles andere als gut. ( und darauf komme ich später noch …. )
Ich kam am Sonntag Vormittag auf die Neurochirurgische Station, also da, wo ich bleiben sollte.
Die Beobachtung war vorbei und ich durfte auch so langsam alleine auf die Toilette ohne, dass jemand nach mir schaute. Ich dachte am Samstag schon, ich komme am Sonntag raus aus der Klinik, da ich immer noch diesen Drang hatte und irgendwie erzählte mir der Pfleger, dass ich auch nach Hause könnte…. Allerdings war mir Vormittags nicht bewusst, dass es keine Entlassungen stattfinden am Wochenende, also warum erzählen die einen sowas? ( grummel)
Was mir gerade auffällt, ist, dass ich diese Zeit in der Klinik nicht so als „Zeit“ wahrgenommen habe, es verschwimmt alles , denn das typische Zeitgefühl war nicht vorhanden. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor und nur als ich Besuch bekam, ging die Zeit zu schnell rum… echt „strange“, wenn du mich fragst und doch ist es immer so… nur, dass man es selten so intensiv wahrnimmt.
Was mich aber sehr bewegt hat, waren die Menschen, die sich gemeldet haben, als ich einen Post auf FB setzte.
Da wurde mir erst bewusst, welche Menschen sich wirklich sorgen und welche nicht damit zurecht kamen. Ich schreibe bewusst „nicht zurecht kamen“ denn ich bin mir sicher, dass sich viele gesorgt haben, ohne es mir mitzuteilen oder ohne mich besucht zu haben. Jeder Mensch verkraftet sowas auf seine Art und Weise und ich akzeptiere das.
Um so mehr war ich begeistert von Überraschungsbesuchen ( sogar eines bekannten Dj´s ) ohne Ankündigungen und die Besuche, die mir meinen Aufenthalt mit schönen Momenten erleichtert haben. ( Wenn du das hier liest : DU bist grossartig!!) DANKE AN ALLE DIE DA WAREN ( meine Engel ) krass, wie einen das berührt… unfassbar. Vieles verliert auch an Bedeutung, wenn man um sein Leben kämpft oder wenn man in so eine Lage kommt und einem erst viel später bewusst wird, dass es ganz anders aussehen könnte oder ich Glück im Unglück hatte. Vor allem, dass es knapp am Koma vorbeiging… das hat mich am meisten geschüttelt.
Hilflos und abhängig von anderen zu sein ist etwas, womit ich nicht klar komme und diesmal auskommen musste , das lernte ich in der Klinik von Minute zu Minute. Einige Situationen haben mich sehr an meine Grenzen gebracht und ich wünsche sowas niemandem. Allein überhaupt in eine Klinik zu kommen und erstmal damit konfrontiert zu werden ist schon eine Herausforderung, denn jeder Mensch möchte lieber ans Meer, statt in eine Klinik… nicht wahr? 😉
Ich schrieb in dieser Zeit mit nur wenigen wichtigen Menschen… ich konnte einerseits kaum lesen durch meine Doppelsichtigkeit und andererseits habe ich mich stark zurück gezogen durch den ganzen Vorfall. Was ich einer Person hoch anrechne, dass sie in dieser Zeit meine Ersatz-Mama war… mich überkommt gerade wieder ein warmes und berührendes Gefühl, denn ich bin ihr zutiefst dankbar für mich da gewesen zu sein. Sie war mein größter Engel und brachte mir alles was man so bei einem spontanen Klinikaufenthalt brauchte… ich hatte in meinem Rucksack nicht viel dabei, meinen kleinen Einkauf und meine Wechselkleidung nach dem Sport. Mehr nicht….sie brachte mir Waschzeug, Zahnbürste, Handtücher und holte mir was zu essen vom Kiosk.
Ich strahlte sie an und war so glücklich über diese fast banalen Dinge… kann sich keiner vorstellen, was man dort zu essen bekommt..ich würde es nicht mal als Essen bezeichnen.
Jeden Besucher, der mich fragte, was er mir mitbringen solle, bat ich um was anständiges zu essen… und ein paar Süßigkeiten. Mein nächstes Verhängnis und doch war es Seelennahrung, denn meine Psyche, war alles andere als stabil und irgendwie verbindet man Schokolade mit Glück…welch Paradoxem als Ernährungscoach… lach…. Und wieder wurde mir klar, wie angeschlagen ich war. In diesen Momenten ging es mir einfach um auf andere Gedanken zu kommen und mein Bewusstsein war völlig gestört und durcheinander.
Das Frühstück war schon super ungesund und alle 3 Mahlzeiten am Tag veränderten das Bild nicht… sehr traurig, wenn man bedenkt, dass Menschen in einer Klinik gesund werden wollen und dass die Ernährung ein sehr großer Bestandteil der Gesundheit ist. Ich könnte nun fachsimpeln, aber jeder kluge Mensch weiss, dass eine gesunde Ernährung zur Heilung führt und vor allem den Menschen gesund hält.
Um so schockierter war ich schon, als ich nach pflanzlicher Milch fragte und nicht mal Sojamilch im Haus war. In welchem Zeltalter leben wir? Wo doch heute so viele Menschen mit Intoleranzen oder Unverträglichkeiten kämpfen.. und soso viele einfach keine tierischen Produkte mehr zu sich nehmen wollen. Wo ist das Verständnis geblieben? Die einzige Antwort, die ich bekam, war sehr unbefriedigend.. „ Sie sind die erste Person, die mich darauf anspricht..ich werde das mal aufnehmen und in der Küche ansprechen.“ Ich sah es in ihren Augen, dass es ihr völlig egal war und dass sie wusste, dass es hier nicht um das Wohl der Patienten ging, sondern, dass es lediglich darum geht Geld zu sparen und dass für gute und gesunde Lebensmittel kein Geld ausgegeben wird. Die Küche lebt von günstigen Produkten und kümmert sich nicht um die Qualität. Ich gab es auf und hoffte einfach nur schnell hier rauszukommen…
Die Zeit in der Klinik schien still zu stehen…
Ich versuchte mich zu erholen und mich mit diesem Zustand erstmal anzufreunden, auch wenn es drum herum alles andere als schön war… hinzu kam ja dann auch noch meine Zimmernachbarin.
Das ist eine Story für sich, besser gesagt füllt es wohl eine ganze Seite hier… *hüstel*
In der ersten Station hatte ich eine sehr unauffällige Zimmergenossin. Sie war nur zur kurzen Beobachtung gekommen und hatte keine größeren Beschwerden. Sie mäkelte zwar jedes Mal, wenn die Blutdruckmessung kam, aber das lag auch daran, dass dieser Armdruck vom Gerät oft zu stark ist für dünnere Ärmchen… irgendwie tat sie mir echt leid, weil auch kaum jemand danach schaute. Ich versuchte sie ab und zu zu beruhigen… und holte auch mal eine Schwester.
Da ich ja in die Neuro-Chirurgie kam und deswegen auch eine neue Zimmergenossin bekam, dachte ich, es wird sicher nicht so schlimm werden. Die erste Nacht in der neuen Station zeigte sich als ein unangenehmes Ereignis und es sollte noch schlimmer kommen… In der Nacht noch bekam ich meine neue Zimmergenossin. Eine ältere Dame, die unter Demenz litt und die operiert werden musste… es war zwischenzeitlich laut geworden, da die Ärzte plus Familien Angehörige mitten in der Nacht an ihrem Bett standen und besprachen, wann es mit ihr losgehen soll.
Ich lag da und wartete mit der Decke übern Kopf…. Als dann gefühlt 2 Stunden später die Lichter ausgingen und ich aufatmete zum einschlafen.
Der nächste Morgen kam und ich traute mich jetzt auch immer öfters aufzustehen um etwas frisch Luft zu schnappen und mir auch selbst Wasser und Tee zu holen.
Es gab Pfleger, die waren wirklich sehr fürsorglich und nett.. hatten sogar immer einen lustigen Spruch auf den Lippen, das genoss ich sehr, doch es gab Schichten, wo ich niemanden sah und auch niemand fragte, ob mir was fehlt oder ob ich was brauche. Da sieht man mal, wie unterschiedlich die Menschen sind, die dort arbeiten. Ich freute mich dann immer auf die Pfleger, die mich dann wieder mit einem Lächeln begrüßten und sich freuten, mich zu sehen.
An dem Tag war ich alleine, denn meine Zimmergenossin wurde operiert.. diese Ruhe genoss ich sehr, auch wenn es kein Ort war, wo ich mich jemals wohl fühlen würde. Ich versuchte mich immer mehr zu bewegen, doch das laufen oder besser gehen und schleichen, war sehr mühsam und machte mich schnell müde.. durch die ganzen Schmerzmittel spürte ich meinen Kopf nicht, ausser, dass er sehr schwer war.. das brachte mich ganz schnell wieder ins Bett zurück.
Am späten Nachmittag brachten sie dann meine Zimmergenossin von der OP zurück und da ahnte ich schon schlimmes… denn sie war schon wieder wach und munter. Begriff gar nicht, warum sie nicht aufstehen durfte.. und warum hat sie zwei Schläuche am Kopf. Die Arme hatte eine Kopf-OP und das waren ihre Drainagen, die sie sehr gestört haben…
Die Ärzte und Pfleger versuchten sie zu beruhigen und ihr mitzuteilen, dass sie erst morgen wieder aufstehen darf und sie jetzt erstmal im Bett bleiben sollte, wegen der frischen OP Wunde.
Sicherlich denkst du jetzt, warum ist das so schwer zu verstehen? Nicht wahr?
NUN.. die alte Lady war dement und begriff diese ganze Situation nicht… sie wollte jede halbe Stunde aufs WC und aus dem Bett springen…. Und ich bekam jedes Mal fast einen Schock, weil ich ja wusste, dass da überall Schläuche hingen… Oh man.. war ich angespannt deswegen. Also RUHE fehl am Platze… ich versuchte auch sie zu beruhigen und auf sie einzureden… doch 10 Minuten später ging das Ganze von vorne los. Kennst du : und täglich Grüßt das Murmeltier? Genau, nur alle 10 Minuten statt jeden Tag neu …
Kannst du dir vorstellen, was für eine psychische Herausforderung ich da hatte? Es war ja nicht nur meine Zimmergenossin, die mich auf Trab hielt, diese ganze Station klang wie eine Irrenanstalt… von allen Seiten stöhnte es, weil es Patienten gab, die wohl unendlich starke Schmerzen hatten. Und das über den ganzen Tag…. Ich wollte einfach nur noch da raus!!
Ich versuchte mich zwischen durch abzulenken und war froh, dass ich mein Handy aufladen konnte.. ein guter Freund brachte mir auch ein Tablet, damit ich mir Filme anschauen konnte. Das half mir immer wieder ein bisschen Zeit zu überbrücken, auch wenn ich alles doppelt sah. Lesen war unmöglich… er brachte mir ( so süß wie er war) ein paar Zeitschriften mit. Die konnte ich aber nicht lesen… ich verschenkte sie meiner Zimmergenossin, die sich zwischenzeitlich etwas beruhigt hatte.
Auf einmal klopfte es an der Tür…. Ich schaute und sah auf einen Bekannten, den ich aus dem Fitnessstudio kannte.. „Woher wusstest du den wo ich liege?“ Und strahlte vor Freude um diesen Besuch… er war etwas verstört, da er scheinbar etwas länger gebraucht hatte mich zu finden und er von den Mitarbeitern der Klinik keine gute Auskunft bekam. Er wollte mich überraschen und das ist ihm mehr als gelungen. DANKE nochmal, wenn du das hier liest. ( Übrigens ist er DJ und freut sich über jeden Support auf seiner Seite auf Instagram: @djdoncherry follow please!
Das waren wieder wunderbare Minuten der Ablenkung und er merkte auch schnell wie erdrückend es ist und empfand die Zimmergenossin auch mehr als verstörend. Als er ging war es bereits dunkel und ich war schon sehr müde… ich hoffte, dass die Nacht ruhig wird und alle schlafen können.
Ich wachte in der Nacht mehrmals auf, weil meine Nachbarin wach war und andauernd aufstehen wollte.. sie meinte, sie müsste aufs WC und hat sich immer wieder über diese Schläuche im Kopf beschwert… die müssten doch mal raus und sie will die nicht… hat auch immer wieder versucht sie selbst zu ziehen.. die waren aber ja festgenäht. Und alle versuchten ihr das beizubringen, mit Engelszungen, doch nach 10 Minuten fing sie wieder damit an.
So langsam verliess mich meine Geduld und meine Nerven waren definitiv überstrapaziert. Ich tat so als würde ich sie nicht hören und im dunkeln beobachtete ich sie doch um schlimmeres zu vermeiden…. Auf einmal setze sie sich hin und ich kam mir in dem Moment wie in einem Horrorfilm vor… wenn du nur den Schatten siehst und nur die etwas leuchtenden Augen die ins Dunkle starren.. und dann siehst du wie sie sich versucht die Schläuche zu ziehen…
Ich schloss meine Augen und bat, dass dieses Szenario schnell ein Ende hat.. ich eilte hoch und machte ein Licht an und fragte, ob alles ok wäre bei ihr. Sie sagte einfach nur, dass sie aufs WC müsse und sie diese Schläuche jetzt rauszieht, sie hätte keine Lust mehr drauf….
OHH ich kenne dieses Gefühl… und auch wenn ich gerade den mega Albtraum erlebte, beschloss ich eine Schwester zu rufen, denn meine Nachbarin wusste nichtmal wie das geht.
Die Nacht verwandelte sich schnell in den nächsten Tag und am Montag sagte der Doc ich sollte doch nochmal in die Augenklinik, denn er wolle mich so noch nicht nach hause lassen. Er meinte auch, dass diese Doppelsichtigkeit beobachtet werden solle… auch diese Geschichte werde ich nie vergessen… erzähle später noch davon 😉 An diesem Tag holte mich aber niemand mehr für eine Untersuchung, nein, nein… ich durfte nochmal einen ganzen Tag Irrenanstalt geniessen… sorry, aber ein anderer Begriff fällt mir dazu nicht ein.
Ich freute mich nicht , verstand aber den Sinn noch einen Tag länger zu bleiben, schliesslich konnte ich immer noch nicht lange alleine laufen und sah alles doppelt.
Zwischenzeitlich war meine Zimmergenossin putzmunter und ich beobachtete sie ein wenig… sie konnte endlich wieder selbständig aus dem Bett und verschwand am Vormittag auf das WC. Sie kam ewig nicht raus und ich hab mir irgendwann dann doch mal gedacht, ich frag mal eine Schwester. Als dann die Schwester kam und nach ihr sah, hatte sich die alte Dame auf dem WC einfach die Schläuche aus dem Kopf gezogen… ich schüttelte nur den Kopf und hoffte einfach, dass sie schnell wieder in ihr Bett kam. Die Ärztin holte sie nochmal ab um die Wunden zu versorgen und dann kam auch schon ihre Familie.
Ich genoss es ein wenig, dass ich mir erstmal keine Sorgen mehr machen musste und versuchte einen Film zu gucken in der Zeit.
Ich möchte mich ja nicht wiederholen, das Essen war immer noch ein Horror, doch diesmal holte ich mir was aus der Cafeteria. Ich sah zwar aus wie verprügelt, aber das war mir echt egal, Hauptsache ich konnte etwas anderes essen, als den Müll, den ich auf der Station bekam.
So verging der Tag und ich war froh endlich besser zu schlafen… denn ich freute mich am nächsten Tag in die Augenklinik zu kommen um danach nach Hause gehen zu können.
Morgens zum Frühstück kam eine Schwester und meinte ich könne mit meinen Unterlagen zur Klinik laufen, das wäre ja kein Problem… ich erwiderte ihr, dass ich keine Schuhe zum laufen hätte, da mein Zeh immer noch sehr geschwollen war und es wohl besser wäre, wenn ich mit meiner Doppelsichtigkeit nicht alleine durch die Gegend irren sollte. Sie verstand das und bestellte mir einen Transport.
Ich war noch guter Dinge, als der Transport kam und mich mit dem Rollstuhl zur Augenklinik schob… ich hätte dieses lange Stück niemals alleine geschafft. Ich hätte mich gnadenlos verlaufen und wäre wohl in Timbuktu gelandet 😀 hahaha… ich war froh um jede Hilfe.
Als ich in der Augenklinik war, sollte ich noch etwas warten, bis ich dran kam.. das dauerte schon ziemlich lange… die Augenärztin holte mich 1,5 Stunden später in ihr Zimmer und überprüfte nochmal alles… es war auf jeden Fall schon ein bisschen besser, als am Anfang. Also konnte ich endlich nach Hause entlassen werden. Ich freute mich wie ein kleines Kind und wurde wieder rausgeschoben und abgeholt zu werden….
Nach einer halben Stunde wunderte ich mich und fragte nach, wann ich wieder zurück gebracht werde.. es war viel los, aber gab es wirklich niemanden, der mich mal eben wieder zurück schieben konnte? hm… ok… ein bisschen warten konnte ich ja noch.
Nach einer Stunde schauten viele schon zu mir, da ich immer noch da stand mit dem Rollstuhl. Ich war kurz davor einfach aufzustehen und alleine loszulaufen… ohne Schuhe, einfach ohne Jacke und ohne Schuhe… ich war echt sauer langsam. Die Sekretärin meinte dann zu mir, dass demnächst jemand kommen würde…. ok… ich versuchte meine Nerven zu beruhigen und nochmals abzuwarten, doch nach 2 Stunden überkam es mich und meine Nerven drehten durch. Mir liefen auf einmal die Tränen runter, weil ich so hilflos war.. und weil ich so abhängig von allem war. Es war eiskalt draussen, ich hatte keine Schuhe an, ich wusste den Weg nicht zurück und ich war einfach zu schwach um zu rebellieren.
Eine Ärztin kam vorbei und fragte, ob ich was zum trinken bräuchte und ich sah ihr Mitgefühl in ihren Augen… ich war sehr dankbar über das Glas Wasser. Mein Gott, was ein Drama spielte sich da ab? Ich bin mir noch nie so verlassen vorgekommen… So vergessen….
Die Ärztin telefonierte auf einmal mit der Station und versuchte meinen Transport zu beschleunigen. Und dann kam endlich jemand… ich war still und froh einfach vom Fleck zu kommen.. so etwas wünsche ich keinem … wirklich ein schreckliches Gefühl.
Ich kam noch rechtzeitig zum Super Mittagessen… lach… ich war so erleichtert noch irgendwas in den Magen zu bekommen, bevor ich nach Hause konnte und dann überlegte ich´, wie ich am besten nach Hause komme. Ein Taxi.. oder doch die Strassenbahn? Ich hatte kein Geld für ein Taxi und mit Karte ging es nicht. Zum Glück hat die Tochter meiner Zimmernachbarin alles mitbekommen und meinte, wenn ich noch ein wenig Geduld habe, würde sie mich nach Hause fahren…. OHHHHH… und wieder ein Engel, der an meiner Seite stand.
Ich begriff die Message von oben, zwecks der ganzen Geduld, ich freute mich über ihr Angebot und nickte ganz fröhlich und war einverstanden.
So viele Engel, wie in dieser Zeit, sind mir noch nie begegnet und ich weiss, dass ich nie alleine bin und nie war. Mein Herz ist voller Dankbarkeit und ich war um Tonnen leichter, als ich wieder zu Hause reinkam… Was eine Geschichte…. Ich viel ins Bett und wollte einfach nur noch schlafen. Schliesslich stand mein Umzug vor der Tür und ich sollte meinen Akku aufladen um alles zu schaffen….
Was meine Ernährung angeht, die war natürlich über diesen Zeitraum einfach nur schlecht… und dadurch, dass mein Zustand dementsprechend mau war, bin ich da so schnell auch nicht mehr raus gekommen… Der Umzugsstress hat mich natürlich auch ziemlich fertig gemacht, obwohl ich echt viele Helfer hatte, kam ich komplett an meine Grenzen… an gesunde Ernährung war gar nicht zu denken… naja und dann ging ich auch wieder arbeiten, nachdem ich 3 Wochen krank war… mir viel einfach die Decke auf den Kopf… ich konnte ja nichts tun.. weder die Kartons auspacken, noch Bücher lesen, geschweige denn einen Film gucken. Meine Augen beruhigten sich eine längere Zeit nicht und ich musste auch die nächsten Wochen mit den Öffentlichen fahren. Das war für mich auch der reinste Terror, denn die Verbindung war mega schlecht und ich kam eine Woche morgens immer zu spät.. jeder, der mich kennt, weiss, dass das ein NOGO für mich ist.. also betete ich, dass sich meine Augen schneller regenerieren, damit ich wieder meine Vespa fahren konnte….erst 2 Wochen später setzte ich mich auf meinen Roller und fuhr dann wieder selbstständig zur Arbeit. Du kannst dir sicher vorstellen, dass Sport zu diesem Zeitpunkt einfach noch nicht ging…. Und so nahm ich auch wieder an Gewicht zu. Mein Körper reagiert nämlich recht schnell auf schlechte Ernährung ohne Bewegung und ich fühlte mich schnell wieder unwohl. Das war genau der Moment, von dem ich immer Angst hatte, dass er wieder kommt. Viele Jahre hatte ich alles im Griff… und dieser Vorfall brachte meinen ganzen Rhythmus total durcheinander… eigentlich war alles durcheinander. Und jetzt wollte ich zügig wieder zurück wo ich aufgehört habe, bevor der Unfall passiert ist.
Es hat noch 4 Wochen gedauert, bis ich wieder langsam mit meinem Training anfangen konnte… ich hörte sehr auf meinen Kopf und achtete stark auf meine Augen. Meine Augen haben sich bis heute ( 07.04.2020 ) ich nicht zu 100% erholt. Bei starker Müdigkeit sehe ich immer noch alles doppelt… bin sehr gespannt, wenn der Tag kommt, an dem ich wieder komplett scharf sehe…
Trotz ALLDEM bin ich endlos dankbar, dass ich noch lebe und dass alles so geklappt hat und dass ich jetzt hier sitze, auf meiner Terrasse, beim Sonnenuntergang und mega glücklich bin diese Zeilen endlich fertig geschrieben zu haben 🙂
Was ich heute weiss und welche Erkenntnisse ich in dieser ganzen Zeit bekommen habe, würde die Geschichte sprengen… allerdings glaube ich, dass dies alles einen tieferen Sinn hatte und ich bin heute der Meinung, dass vieles einfach Bestimmung ist.
Eine gute Freundin und Channeling Expertin hat mich in der Zeit begleitet und mir am Anfang gesagt, ich solle auf den Moment acht geben… Heute weiss, ich was gemeint wurde…
Alles was passiert, passiert aus einem wichtigen Grund. Und ich glaube, dass irgendwas mich entschleunigen wollte… und was soll ich sagen… gewonnen *lach*
Finde es mittlerweile auch nicht schlimm so gebremst worden zu sein… ich lerne nun ein anderes Tempo kennen
und lerne das HIER UND JETZT mehr zu schätzen und zu leben.
Ein weiterer Grund dankbar zu sein! Geniessen wir es nun…..
Im Moment entschleungt uns alles… die ganze C Situatuon…. Aber DAS ist ein eigener Blog wert 😉